Für viele von uns dürfte das diesjährige Weihnachtfest Corona bedingt anders ausgefallen sein, als bisher. Restaurants blieben zu, Freizeitaktivitäten hatten geschlossen und selbst ein Treffen mit der Familie war nur im kleinsten Kreis möglich.

Für Eugen D. (40 J.) aus Delmenhorst sollte es sogar sein vermutlich letztes Weihnachtsfest werden, der Zuhause vom Palliativstützpunkt LK Oldenburg & Delmenhorst betreut wird.
Seine rasch fortschreitende Krebserkrankung hat ihn bereits größtenteils gelähmt, obwohl Eugen noch bis Juli diesen Jahres ein großartiger Sportler war. Regelmäßig zog es ihn zum Laufen raus an die frische Luft, schwamm im letzten Jahr noch mit Freunden vom Festland nach Norderney und mit ihnen auch an Helgoland mit Seehunden auf der See. Eugen nahm regelmäßig an Sportveranstaltungen teil, ein Sportler durch und durch.

Als der Rücken in diesem Sommer anfing zu schmerzen, dachte er und seine junge Familie nicht einmal im Traum daran, dass er ein halbes Jahr später palliativmedizinisch begleitet werden muss und durch Lähmungen ans Bett gefesselt sein wird.
Vor kurzem äußerte Eugen den Wunsch, noch einmal mit seiner Familie an die Nordsee zu wollen, um dort in Erinnerung an seinen sportlichen Aktivitäten zu schwelgen, aber auch um mit seiner Familie noch gemeinsam die frische Seeluft zu atmen und mit ihnen einen gemeinsamen Ausflug zu unternehmen.
Als die Pflegefachkraft Heidi vom Palliativstützpunkt LK Oldenburg & Delmenhorst von Eugens Wunsch erfuhr, wandten sie sich sofort vertrauensvoll an uns.
Zur Einstimmung auf den Ausflug am zweiten Weihnachtstag kamen Mitarbeitende des Palliativstützpunkt und überreichten ein Glas Sekt. Gemeinsam mit unserem Netzwerkpartner dem DRK-Bremerhaven ihrem „Herzenswunsch Hospizmobil“ fuhren wir mit zwei Fahrzeugen unter den entsprechend geltenden Hygienebedingungen mit der kleinen Familie nach Fedderwardersiel im Landkreis Wesermarsch.
Selbst hatte diese kleine Familie keinerlei Möglichkeiten, sich diesen Wunsch zu erfüllen.
Nachdem die Fahrzeuge den kleinen Fischerhafen erreichten, begrüßte der Kapitän Martin Sievers vom Fischkutter „Harmonie“ die beiden zwölf- und vierzehnjährigen Kinder.
Er lud die Kinder zu sich an Bord ein und informierte die beiden über die Arbeit auf See und der Fischerei, während Eugen durch Céline und Torben vom DRK von der Trage in den Pflegerollstuhl umgebettet wurde.
Eugen strahlte den ganzen Tag schon voller Freude und konnte es kaum fassen, dass ihm dieser für ihn großer Wunsch in Erfüllung gehen sollte. Seinen Freunden berichtete er von seiner Vorfreude schon seit einigen Tagen, mit denen er über WhatsApp und Skype in Verbindung steht.
Noch am Hafenbecken gab es kurz bevor sich die Familie allein auf dem Weg nach Burhave machte ein paar gemeinsame Fotos mit den Helfern und eine Begrüßung durch einen Seehund im Hafenbecken.

Eugen genoss den Ausflug mit seiner Familie sehr und blickte immer wieder zur See. Jede Sekunde wurde von ihm aufgesogen und er kam aus seiner Freude nicht mehr heraus.
Als Eugen mit seiner Familie nach einem ausgiebigen Spaziergang an der See in Burhave ankam, fing es leicht an zu regnen und auf dem Heimweg nach Delmenhorst wurde es etwas stürmisch.
Wieder am späten Nachmittag zu Hause angekommen, gab es zur Verabschiedung ein ganzes Kilo gepulte Nordseekrabben, die die Mitarbeitenden und Geschäftsführung vom „Neptun Hullmann Fischvermarktungs OHG“ aus Brake, dem Lebenswunsch e.V. für die Familie sponsorte und so für einen ordentlichen Abschluss des Ausfluges sorgten. Vielen Dank!
Eugen, den wir auf seinem Wunsch auch so hier mit seinem Vornamen erwähnen dürfen, kam aus seiner Freude nicht mehr heraus…

„Für einen Ausflug von Fedderwardersiel am Wasser entlang nach Burhave“ – YouTube